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Guillaume Apollinaire

1880 wurde er als Wilhelm Albert Vladimir Apollinaris de Kostrowitzky in Rom geboren. Er besuchte Schulen in Monaco, Cannes und Nizza, legte aber nie sein Abitur ab. 1885 beendete Apollinaires Vater die Beziehung zu dessen Mutter. In den folgenden Jahren kümmerte sich ein Bruder des Vaters, der in Monaco Geistlicher war, um ihn und seinen jüngeren Bruder Roberto, während die Mutter sich weiter als Geliebte reicher Männer durchschlug.

1898 schrieb er erstmals unter dem Pseudonym "Guillaume Apollinaire", welches er ab 1902 ständig benutzte. 1899 übersiedelte er nach Paris, arbeitete dort u.a. als "nègre" (Lohnschreiber) eines arrivierten Literaten und später auch als kleiner Bankangestellter. Nebenbei verfaßte er weiter eigene Texte. Als Französischlehrer bereiste er dann Deutschland, wo er auf Grund einer unglücklichen Verliebtheit melancholische Gedichte verfaßte, die später z.T. in sein Hauptwerk, die Sammlung „Alcools“, eingingen. Nach und nach fand er Zugang zu mehreren der damals zahlreichen Pariser literarischen Zeitschriften und befreundete sich mit diversen Literaten, insbesondere mit Alfred Jarry. 1905 lernte Apollinaire Pablo Picasso und Max Jacob kennen, über die er in das Milieu der Pariser Avantgarde-Maler gelangte und in die Rolle eines Kunstkritikers hineinwuchs. Wohl nicht nur aus Geldnot schrieb er hin und wieder auch pornographische Texte.

1910 publizierte Apollinaire unter dem Titel „L'Hérésiarque & Cie.“ einen Sammelband mit seinen bisher verfassten Erzählungen. 1911 wurde er als vermeintlicher Hehler verhaftet. Obwohl er - nicht zuletzt dank einer Unterschriftenaktion vieler Literaten und Künstler - nach fünf Tagen freikam, war er traumatisiert und fühlte sich als Ausländer diskriminiert.

1912 erschien der Sammelband „Alcools“, in dem er kurz entschlossen die gesamte Interpunktion tilgte - ein Entschluß, der in den 1920er Jahren Nachfolger finden und Schule machen sollte. Die offizielle Kritik von 1913 allerdings stieß sich am ungewohnten Fehlen der Interpunktion, und zwar so sehr, daß sie das ganze, teils noch dem Symbolismus verpflichtete, teils dezidiert modernistische Bändchen negativ bewertete, als es im April erschien. Apollinaire, der sich von ihm einen Durchbruch erhofft hatte, war enttäuscht. Den epochemachenden Erfolg des Bändchens, der sich auch in der Vertonung einzelner Texte durch Arthur Honegger, Jean-Jacques Etcheverry und Léo Ferré niederschlug, sollte er nicht mehr erleben.

Mit der Sammlung von Zeitschriftenartikeln über Kunst und Künstler unter dem Titel „Les peintres cubistes“ half er den neuen Begriff Kubismus zu etablieren.
Als am 1. August 1914 der Krieg ausbrach, ließ auch Apollinaire sich von der allgemeinen Begeisterung anstecken und feierte den Krieg literarisch. Er meldete sich sofort als Freiwilliger, wurde aber erst in einem zweiten Anlauf genommen und zu einem Offzierslehrgang zugelassen. Gleichzeitig beantragte er auch seine Einbürgerung, die 1916 vollzogen wurde und sein Pseudonym Guillaume Apollinaire zu seinem offiziellen Namen machte. Auf Grund einer Kriegsverletzung kehrte er nach Paris zurück, wo er bisher unvollendete Werke vervollständigte. 1918 erlag er dann in Paris einer Virusgrippe, die in ganz Europa grassierte. In seinem Nachlaß fanden sich zahlreiche Gedichte und Prosa-Fragmente, die in den folgenden Jahren gedruckt wurden und seine Position in der Literaturgeschichte festigten.

Veröffentlichung im Leipziger Literaturverlag:

Das Bestiatrium oder Gefolge des Orpheus, zweisprachig, neu übersetzt von Thomas Eichhorn und neu illustriert von Anna H. Frauendorf, LLV 2006;


Weitere Veröffentlichungen:

Les exploits d'un jeune Don Juan (Die Großtaten eines jungen D.J.). Roman, 1907; Les onze mille verges (Die 11000 Ruten). pornographischer Roman, 1907; L'enchanteur pourrissant (Der faulende Zauberer). lyrische Prosatexte, 1909 ; Le bestiaire ou le cortège d'Orphée (Bestiarium oder der Orpheus-Zug). Texte, Illustriert von Raoul Dufy, 1911, neu übersetzt von Thomas Eichhorn und neu illustriert von Anna H. Frauendorf, ERATA 2006; Alcools. Gedichte, 1913; Les peintres cubistes. Essays, 1913 ; Le poète assassiné (Der ermordete Dichter). Erzählungen, 1916; Les mamelles de Tirésias (Die Brüste/Zitzen des T.). Komödie, 1917; L'esprit nouveau et les poètes (Der neue Geist und die Dichter). Manifest, 1918; Calligrammes. konkrete Poesie/Bildgedichte, 1918; La femme assise (Die sitzende Frau). Roman, 1920; Le guetteur mélancolique (Der melancholische Späher). nachgelassene Gedichte, zuerst 1925 unter dem Titel Il y a erschienen, dann in einer erweiterten Version 1952, herausgegeben von Robert Mallet und Bernard Poissonnier

 

 


Leseprobe
Orphée, La Tortue, Le Cheval

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